Der in Deutschland geborener US-Amerikaner Rainer Schulte brachte 1972 das Kenpo Karate nach Deutschland. Im Jahr darauf gründete er in Willich offiziell den ersten Verein. So gibt es diese Kampfkunst hier bereits seit über 50 Jahren und dennoch ist sie wenig bekannt oder verbreitet. Es gibt mehrere Schulen im Bereich Willich, Mönchengladbach und Düsseldorf. Weitere in Berlin, in der Nähe von Dresden sowie in Saarbrücken und Stuttgart. Aber eben auch im Bergischen Land! Seit Mitte 2022 bietet Andreas Schumann ein regelmäßiges Selbstverteidigungstraining für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Dojo des SB-Kickboxing e.V. in der Oststraße in Remscheid an.
„Ich bin nie mit dem Ziel gestartet den schwarzen Gürtel zu erreichen“ sagt Schumann „aber nachdem ich bereits so lange selbst unterrichtet habe und als mit dem ersten der drei braunen Gürtel sozusagen der Countdown zum Schwarzen eingeleitet wurde, kam der Wunsch auf, dieses Ziel noch vor meinem 50. Geburtstag zu erreichen“. Durch die Trainingsausfälle während der Corona Pandemie war das leider nicht mehr möglich. Nach der letzten Braungurt Prüfung im Juni 22 in Düsseldorf wurde dann zusammen mit seinem Lehrer Sascha Berning und Ingmar Johansson aus Schweden ein Plan geschmiedet. Johansson ist der Repräsentant der „Parker/Planas Lineage“ – sozusagen der Dachorganisation- und der „Roadwarrior-Lineage“ für Europa und Südamerika. In Norrköping betreibt er eine Kenpo Schule mit mehr als 300 Schülern und richtet einmal im Jahr das sogenannte Viking Camp aus. Ein internationales Treffen mit Seminaren und gemeinschaftlichen Aktivitäten. Vor dem Camp werden traditionell auch die Schwarzgurt Prüfungen von Großmeister Richard „Huk“ Planas (10. Dan) persönlich abgenommen. Da sich auch zwei Schüler aus Saarbrücken auf diesen wichtigen Meilenstein vorbereitet haben, sollte Schumann gemeinsam mit diesen zum Test antreten. Damit war klar – die nächsten 12 Monate musste das Training intensiviert und noch mehr Zeit in die Vorbereitung gesteckt werden!
Großmeister Planas konnte die Reise aus den USA aus gesundheitlichen Gründen dieses Jahr leider nicht antreten. Der Test fand trotzdem statt. Unter den kritischen Augen der Jury mussten die insgesamt 5 Prüflinge in rund vier Stunden ihr Können und Wissen in den Bereichen Formen, Verständnis, Technik und Kampf unter Beweis stellen. Alle konnten sich nach der Abschlussbesprechung freuen, den jeweils nächsten Rang erreicht zu haben.
Das „Board of Examiners“:
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- Master of the Art Marty Zaninovich, 9. Dan (USA)
- Senior Professor Max Bychkov, 7. Dan (USA)
- Senior Professor Ingmar Johansson, 7. Dan (Schweden)
- Associate Professor Sascha Berning, 5. Dan (Deutschland)
- Senior Instructor Christian Junge, 4. Dan (Deutschland)
Für Schumann ist das aber nicht das Ende der Reise! „Im Prinzip geht mit dem ersten Schwarzgurt die Arbeit erst so richtig los“ sagt er. Nicht umsonst wird dieser Rang im System als „Junior Instructor“ bezeichnet. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, mehr Verständnis aufzubauen und die Kunst zu perfektionieren. „Mir persönlich ist dabei gerade auch der Fokus auf die Anwendung für die Selbstverteidigung enorm wichtig. Die Schüler müssen etwas für sich mitnehmen und die Dinge zum Funktionieren bringen. Die Kampfkunst sollte nicht nur Selbstzweck sein.“
Das American Kenpo Karate System bietet genau diese Möglichkeit. Es ist ein komplexes und anspruchsvolles System, ein Studium der Bewegung – aber eben auch eine effektive Selbstverteidigung – am Ende ein sinnvolles Hobby für jedes Alter, das langfristig motiviert, vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten bietet und sowohl den Körper als auch den Geist trainiert. „Ich kenne viele Unternehmer, die begeistert Kenpo trainieren, weil sie auf der Matte einfach keine Zeit haben, an all die anderen Dinge zu denken, die ihnen sonst ständig durch den Kopf gehen. In den 90 Minuten beim Training sind sie ganz auf sich selbst und ihre Partner fokussiert“ sagt Schumann.
„Die Erfahrung zeigt aber auch, dass viele sich heute gar nicht mehr so intensiv mit einem Thema auseinandersetzen wollen. Obwohl jedes große Ziel Ausdauer, Hingabe und oft harte Arbeit erfordert wird in der Freizeit oft nach schnellen Lösungen gesucht oder nach einem entspannten Ausgleich von der Arbeit.“ In der Schule in Remscheid bietet Schumann deshalb zusätzlich Kurse in „gemischter Selbstverteidigung“ an, in denen regelmäßig und stilunabhängig an unterschiedlichen Themenbereichen gearbeitet wird, ganz ohne Prüfungsstress, Uniformen und traditionelle Elemente. Aber immer in einer sicheren und entspannten Umgebung, einem guten Miteinander und mit einer persönlichen und individuellen Betreuung.
Für Kinder und Jugendliche von 9 bis 13 Jahren gibt es ein angepasstes Trainingsangebot: In kompakten Einheiten von rund 45 Minuten werden Motorik, Beweglichkeit, Balance und das Selbstvertrauen gefördert. Mit einer gesunden Mischung aus verschiedenen Kampfkünsten lernen die Kinder Möglichkeiten zur Verteidigung am Boden und im Stand. Spielerisch werden Werte wie Respekt und Verantwortung für sich selbst und andere vermittelt.
Wenn er nicht gerade auf der Matte steht, um Kampfkunst und Selbstverteidigung zu unterrichten, führt Andreas Schumann als ausgebildeter Gewaltpräventionspädagoge in Schulen, Behörden und Unternehmen Workshops im Bereich Gewaltprävention, Resilienz, Selbstschutz und Selbstverteidigung durch.
Mehr Informationen:
www.americankenpokarate.de
www.aps.nrw